Lean Management ist eine Philosophie ganzheitlichen Denkens und Handelns, um Wertschöpfungsprozesse möglichst verschwendungsfrei zu gestalten und auszuführen. Zu Verschwendung zählen nicht nur übermäßiger Material- und Energieeinsatz, sondern auch ungenutzte Zeiten, bspw. Liegezeiten, und vermeidbare (Zwischen-) Transporte.
Das Lean Management-Konzept wurde von REFA-Methoden aufgegriffen. Mit REFA-Methoden können Arbeitssysteme auf ihre Effizienz hin analysiert werden. Dabei ist es interessant, Prozesszeiten zu verkürzen, ohne dass die Qualität darunter leidet. Oft wirken Arbeitsgänge, die von Mitarbeitern ausgeführt werden, mit Arbeitsgängen zusammen, die von Maschinen ausgeführt werden. Die Kunst besteht dann darin, die gegebenen Maschinenzykluszeiten zu nutzen, um weitere Werkstücke für die Maschinenbearbeitung vorzubereiten, bearbeitete Werkstücke nachzubearbeiten oder logistische Arbeiten durchzuführen. Bei teuren Maschinen sollte die Optimierung darin bestehen, die Maschine ständig in Produktion zu halten. Wenn die Maschine ein reines Hilfsmittel und der Mitarbeiter die teurere Ressource ist, sollte die Maschine den Mitarbeiter bestmöglich unterstützen.
Über die reine Betrachtung abgeschlossener Arbeitssysteme, wie es bei REFA heißt, ist aber vor allem der Materialfluss im Gesamtprozess zu optimieren. In manchen Fällen kann durch gewisse Zugeständnisse an die Effizienz in einem Arbeitssystem der gesamte betriebliche Ablauf verbessert werden. Idealerweise beziehen Sie in diesen Ablauf auch lieferanten- und kundenseitige Prozesse ein. Die präzise Definition von Prozessen und Schnittstellen ist eine Anforderung des Lean Management. So gelangen Sie zu einer hohen Gesamteffizienz. Achten Sie aber darauf, Ihre Organisation trotz definierter Prozesse beweglich und anpassungsfähig zu halten.
Schlanke Strukturen sind in jedem Fall anzustreben. Allerdings nimmt die Bedeutung von Koordinationsaufgaben mit zunehmender Komplexität zu. Deshalb werden Organisationen in komplexen Umfeldern nicht mehr so schlank geführt werden können, wie es Anfang der 1990er Jahre das Ideal war.
Effizienz ist nicht das höchste Gut. In einer dynamisch-komplexen Welt sollten Sie die Stabilität als erstes Ziel betrachten. Mit „Lean Thinking“ stoßen Sie hier an Ihre Grenze. Deshalb wird Lean Management gelegentlich sogar abfällig mit dem Begriff „Neo-Taylorismus“ abgetan. Und das ist nicht ganz falsch. Lean Management ist nicht die Allzweckwaffe, die alle Probleme lösen kann. Sie brauchen daneben vor allem auch Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, die mit zunehmender Effizienz in der Regel leider abnimmt. Gutes Management ist eine Balance beider Ziele: Effizienz und Stabilität. Für das Gelingen dieser laufenden Abstimmung ist eine wirksame Feedback-Kultur unabdingbar. Leadership kann maßgeblich dabei helfen, eine solche Feedback-Kultur zu erreichen.