Wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen Investitionen an? Binden Sie alle relevanten Funktionen in Investitionsentscheidungen ein? Wie läuft der Investitionsprozess ab? Welche Kriterien fließen in Ihre Investitionsentscheidungen ein?
Es gibt Investitionen, die gar nicht infrage gestellt werden können, weil sie erforderlich sind, um gesetzliche Auflagen zu erfüllen. Anlässe können beispielsweise der Brandschutz, aber auch der Schutz personenbezogener Daten sein. In solchen Fällen können Sie auf eine klassische Investitionsrechnung eigentlich verzichten. Die Investitionsentscheidung wurde schon von außerhalb Ihres Einflussbereiches getroffen. Ihnen bleibt als Spielraum nur, Angebote miteinander zu vergleichen und auszuwählen.
Dann gibt es Investitionsentscheidungen, die aus strategischen Gründen getroffen werden können. Auch in solchen Fällen steht eine zeitnahe Amortisierung der Investitionssumme nicht im Vordergrund des Interesses.
Beispiel 1: Es mag hilfreich sein, bestimmte Artikel im Sortiment zu halten, um für kundenseitige Anwendungen ein vollständiges Sortiment vorzuhalten. So kann man vermeiden, Kunden zu Wettbewerbern „zu treiben“, damit sie ihren Restbedarf da decken können. Auch wenn es isoliert betrachtet nicht rentabel sein mag, solche Sortimentsabrundung vorzunehmen, kann es sich unter dem Strich für ein Unternehmen rechnen.
Oft werden unwirtschaftliche Investitionen von den Entscheidungsträgern als strategische Investitionen getarnt. Seien Sie immer kritisch, wenn jemand von „strategischer Investition“ spricht.
Schließlich gibt es die klassischen Investitionen, für die Investitionsrechnungen sinnvoll sind. Investitionen dieser Gattung, die hoffentlich bei Ihnen die überwiegende Mehrheit der Investitionsprojekte ausmachen, sollten in Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen gegliedert werden.
Ersatzinvestitionen sind zyklisch erforderlich, um das Geschäft weiterbetreiben zu können. In der Regel entwickeln sich Verfahren und Technologien laufend weiter, so dass mit Ersatzinvestitionen auch Verbesserungen in Form von Effizienzsteigerungen, Qualitätsverbesserungen und weiteren Funktionalitäten erschlossen werden können. Als Kriterien für die Investitionsgüte sollten neben der reinen Maschinenverfügbarkeit auch diese Vorteile einfließen. Welche zusätzlichen Aufträge können Sie dadurch annehmen, dass Ihre künftige Maschine mit höherer Präzision fertigen kann? Welche Kapazität gewinnen Sie, weil Ihre neue Maschine rüstzeitoptimiert konstruiert ist und CNC-Programme nicht an der Maschine programmiert werden müssen? Ersatzinvestitionen lassen sich relativ einfach rechnen. Wichtig ist, dass diese Möglichkeiten in der Investitionsrechnung berücksichtigt werden.
Die Qualität der Investitionsrechnung hängt maßgeblich davon ab, wie realistisch und wie vollständig die Annahmen erfasst werden. Beziehen Sie in diese Vorarbeit die Fachleute, die vor Ort arbeiten, ein. Beziehen Sie auch den Vertrieb ein. Vielleicht empfiehlt es sich ja gar nicht, eine alte Maschine 1:1 zu ersetzen. Vielleicht legt der Markt ganz andere Funktionalitäten nahe.
Erweiterungsinvestitionen erfordern ein erheblich höheres Maß an Annahmen über künftige Rahmenbedingungen und realistische Möglichkeiten. Impulse für Erweiterungsinvestitionen können vom Vertrieb und der Fertigungsplanung ausgehen. In diesen beiden betrieblichen Funktionen wird zusätzlicher Bedarf an Kapazitäten sicht- und fühlbar. Über den Bedarf an „Mehr von Demselben“ hinaus können vom Marketing und vom Vertrieb auch Impulse für andere Fähigkeiten und Möglichkeiten ausgehen, die zu ganz anderen Investitionsideen führen. Ausgangspunkte sollten dabei Erkenntnisse aus der Marktforschung und Impulse für Innovation sein.
In solche Überlegungen sollte eine strategische Analyse einfließen. Haben Sie wirklich den Zugang zu vielversprechenden neuen Kundensegmenten? Ist die Beauftragung realistisch?
Auch die operative Machbarkeit sollte solide geprüft werden. Haben Sie die benötigten Qualifikationen im Haus? Welche Fähigkeiten müssten Sie in Ihrem Team noch erwerben oder ergänzen?
Für Investitionen, die in Einklang mit Entwicklungszielen stehen, sind oft öffentliche Fördergelder verfügbar. Die Fördermöglichkeiten sind allerdings nicht einfach zu überblicken, und die Voraussetzungen für eine Förderung sind oft auch nicht transparent. Es bietet sich an, Fachleute einzubinden, die Sie bei der Erstellung, Kanalisierung und Einreichung genehmigungsfähiger Förderanträge begleiten.
Investitionen sind Chancen, umweltfreundlicher zu werden. Beziehen Sie die Auswahl von Materialien, die Berücksichtigung der Energieeffizienz von Anlagen, Maschinen und Fahrzeugen und die Herstellverfahren in Ihre Entscheidungskriterien für Anschaffungen ein. Umweltfreundliche Entscheidungen spiegeln sich nicht nur in Ihrem Umweltmanagementsystem, sondern werden auch von Ihrem wirtschaftlichen Umfeld anerkannt.