Kapitalgeber, insbesondere Geschäftsbanken, bei denen Sie einen Kredit anfragen, informieren sich zunächst über Ihre Kreditwürdigkeit.
Sie weisen ihren Schuldnern eine Bonitätsklasse zu, die sich aus einer Kombination aus einem internen Scoring-Verfahren und einer Anfrage bei einer Auskunftei ergibt. Die konkreten Kriterien und deren Gewichtungen halten Banken geheim. Es gibt aber gewisse Anhaltspunkte dafür, wie die Bonität ermittelt wird.
Banken sehen ein Indiz für die Bonität von Kreditkunden darin, wie zuverlässig sie bislang Kapitaldienste geleistet haben, das heißt, ob sie ihre vereinbarten Zinsen und Tilgungen in der Vergangenheit regelmäßig gezahlt haben oder ob Zahlungsunregelmäßigkeiten aufgetreten sind. Auskunft hierüber geben Auskunfteien. Oft wird die Schufa angefragt.
Natürlich sind für Kreditgeber auch die Gesamtverbindlichkeiten ihrer Kreditkunden relevant. Daran können sie erkennen, welche Zahlungsverpflichtungen sie bereits eingegangen sind und wie hoch ihre Kapitaldienste bereits sind.
Andererseits interessieren sich Kapitalgeber für die Ertrags- und Vermögenssituation ihrer Kreditkunden. Sie möchten sich ein Bild davon machen, ob sich ihre Kunden ihre bisherigen Zahlungsverpflichtungen und Verpflichtungen aus eventuellen Neukrediten überhaupt leisten können. Für den Fall eines Kreditausfalls, also dass Kunden ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können, lassen sich Kapitalgeber Vermögenswerte als Sicherheiten abtreten, die sie dann verwerten können.
Auf die Bonität wirkt sich die Größenordnung des getätigten Geschäftsvolumens aus. Ein größeres Unternehmen erhält in der Regel eine bessere Bewertung als ein kleineres.
Bonitätsrelevant ist nicht nur die bisherige Rendite selbst, sondern auch die Vorhersagbarkeit der Rendite, denn Kapitalgeber planen für die Zukunft. Schlecht planbare Schwankungen mögen sie nicht.
Auch eine hohe Abhängigkeit des Unternehmens von seiner Geschäftsführung, von seinen Top-Führungskräften und von wenigen wesentlichen Mitarbeitern belastet die Bonität.
Je diversifizierter das Unternehmen im Markt aufgestellt ist, desto niedriger wird das Risiko eingeschätzt und desto günstiger wirkt sich das auf die Bonität aus.
Bei der Frage nach der Internationalisierung des Vertriebs scheiden sich die Geister der Kapitalgeber offenbar. Während manche ein internationales Geschäft bei der Einstufung der Bonität wertschätzen, strafen andere global vernetzte Abhängigkeiten bei der Bonitätsbewertung ab. Dasselbe gilt für die Einbindung in global vernetzte Lieferketten.
Alle Kapitalgeber stufen Unternehmen, die von bestimmten Lieferanten abhängen in der Bonität herab.
Darüber hinaus sehen sich Kapitalgeber die Geschäftsentwicklung von Unternehmen an. Wenn das betrachtete Geschäft bessere Erträge erwirtschaftet als der Durchschnitt der Branche, gibt es Bonuspunkte, andernfalls Maluspunkte in der Bonitätsbewertung. Ähnlich verhält es sich damit, wie zyklisch das Geschäft des Unternehmens ist. Die meisten Kapitalgeber schätzen keine Zyklizität.
Auch die Frage, wie stark das Geschäft eines Unternehmens dem technischen Fortschritt ausgesetzt ist, ist für Kapitalgeber relevant. Unternehmen mit geringer Abhängigkeit vom technischen Fortschritt werden in der Bonitätsbeurteilung bessergestellt als Unternehmen mit hoher Abhängigkeit vom technischen Fortschritt.
Nicht nur das jeweilige Unternehmen selbst, sondern auch die Branche, in der Kreditkunden tätig sind, beeinflusst die Bonität. Unternehmen, die in Branchen arbeiten, die überdurchschnittlich hohen Risiken ausgesetzt sind, werden schlechter bewertet als Unternehmen, die in Branchen mit unterdurchschnittlich ausgeprägten Risiken arbeiten.
Wenig kapitalintensive Branchen werden gegenüber Branchen hoher Kapitalintensität bei gleichen Erträgen bevorzugt.
Auch die Wettbewerbsintensität in der Branche ist ein Kriterium für die Bonitätseinstufung. Allerdings bewerten manche Institute Branchen mit hoher Wettbewerbsintensität als günstiger in Bezug auf die Bonität ihrer Unternehmen und andere als ungünstiger. Erstere sehen die Agilität der Unternehmen in wettbewerbsintensiven Märkten als Vorteil, andere sehen den Wettbewerbsdruck als Nachteil.
Und nicht zuletzt ist die Unternehmerpersönlichkeit ein Bonitätstreiber. Halten Sie den kommunikativen Austausch mit Ihrer Hausbank. Der Persönlichkeitsfaktor und die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrer Bank beeinflussen das Vertrauensverhältnis und fließen mit hoher Gewichtung in die Bonitätsbeurteilung ein.
Um eine möglichst gute Bonitätseinstufung zu erhalten, ist eine offene Kommunikation mit Geschäftsbanken vorteilhaft. Halten Sie Ihre Hausbank über Ihren Geschäftsgang unaufgefordert auf dem Laufenden. Informieren Sie Ihre Bank im Vorfeld eintretender Ereignisse über wahrgenommene Risiken und binden Sie sie in die Suche nach Finanzierungslösungen unmittelbar ein. In der Regel erhalten Sie dann mehr Vertrauen, als wenn Sie den Kontakt erst dann suchen, wenn Sie akut Hilfe brauchen.
Wenn Sie Kredite anfragen, weisen Sie Ihre Bank an, bei Auskunfteien bonitätsrelevante Informationen nicht für eine Kreditanfrage, sondern lediglich für eine Konditionenanfrage zu erfragen. Informationsabrufe für Konditionenanfragen veröffentlichen Auskunfteien nämlich nicht, während Informationsabrufe für Kreditanfragen veröffentlicht und somit für alle anderen Geschäftsbanken einsehbar werden. Wenn bekannt wird, dass Sie parallel mit mehreren Banken über eine Kreditvergabe sprechen, könnten sich die Zinskonditionen für Sie verschlechtern.
Die Bonität beeinflusst die Kreditmöglichkeiten von Unternehmen.