Die US-amerikanische Mentalität

Die US-Amerikaner haben einen großen Einfluss auf Europa. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die US-amerikanische Mentalität, die sich von der deutschen unterscheidet. Gerade weil wir mit der englischen Sprache in der Regel vertraut sind, sollten wir auf Mentalitätsunterschiede achten. Wenn Sie Englisch sprechen, können mit Amerikanern doch gewisse Sprach- und Mentalitätsbarrieren auftreten. Treffend heißt es, dass Engländer und Amerikaner zwei durch eine gemeinsame Sprache getrennte Völker sind. Gerade wenn Sie einen US-amerikanischen Akzent sprechen, ist es amerikanischen Geschäftspartnern nicht bewusst, dass Sie nicht alle Fachbegriffe kennen. Fragen Sie lieber ohne Scheu nach, um Zweifel zu beseitigen. Die amerikanische Kommunikation ist stark standardisiert. Typische Abläufe zu kennen, ist für den privaten und für den geschäftlichen Umgang mit US-Amerikanern hilfreich.

Die USA sind ein Zuwandererland. Entsprechend groß ist die Erfahrung mit Vielfalt unter Amerikanern. Sie sind es gewohnt, unkompliziert mit unterschiedlichen Mentalitäten und Kulturen umzugehen, machen aber durchaus feine, herkunftsbezogene Unterschiede. In den USA gibt es vier große Gruppen in der Bevölkerung, die Urbevölkerung (Indianer), die Einwanderer aus Großbritannien und Deutschland, die Einwanderer aus Italien und die Einwanderer aus Mittel- und Südamerika, insbesondere aus Mexiko. Insofern ist es schwierig, über „die Amerikaner“ zu sprechen.

Amerikaner europäischen Ursprungs sind offen, sehr aufgeschlossen und optimistisch. Sie sind auch sehr redegewandt. Sie kommunizieren faktenbasiert, betreiben aber auch viel „blanketing“, streuen also irrelevante Fakten in die Kommunikation ein, die Sie sorgfältig herausfiltern müssen. Mit Lob und Ansporn gehen US-Amerikaner großzügig um. Kritik wird allerdings sehr verhalten geäußert und mit der Absicht, seinen Ansprechpartner weiterzuführen. In den USA dürfen Fehler gemacht werden. Sie werden als Schritte auf dem Weg zum Erfolg angesehen. Entsprechend selbstbewusst sind viele Amerikaner; manchmal wird aber auch Selbstüberschätzung spürbar.

Amerikaner „denken groß“. Entfernungen und Märkte in den USA sind groß: Es gibt im eigenen Land viel zu erschließen! Vielleicht hängt damit auch zusammen, dass viele Amerikaner kaum eine andere Sprache kennen und sich außerhalb der USA kaum auskennen. In Europa grenzen sich die einzelnen Länder kulturell viel stärker voneinander ab als in den USA. Insofern lernen wir früh Fremdsprachen und verbringen Praktika in anderen Ländern und Kulturen.

Sie sind Patrioten und bekennen sich ganz offensichtlich dazu.

Amerikaner sind absolut pünktlich. Unpünktlichkeit ist für sie unprofessionell.

Die amerikanische Freundlichkeit ist allerdings oft lediglich ein Ausdruck der „professional courtesy“, nicht aber einer persönlichen Verbundenheit („keep smiling“). Während Deutsche bei neuen Beziehungen generell zunächst reserviert sind, sich aber öffnen, wenn das Vertrauen und das Interesse wachsen, teilen Amerikaner Beziehungen strikt in die Kategorien „geschäftlich“ und „privat“ ein. Und geschäftlich sind Amerikaner von Beginn an freundlich. Das Socializing ist in den USA ein wichtiger Erfolgsfaktor. So können Amerikaner radikal von „privat“ auf „geschäftlich“ umschalten. Sie laden eine Person zu sich nach Hause ein und sind offen und persönlich, um am nächsten Morgen mit derselben Person mit professioneller Distanz zu verhandeln.

Die Kleidung halten Sie im geschäftlichen Umgang mit Amerikanern am besten konservativ und nicht extravagant.

Meetings werden bei Amerikanern zwar mit einem auflockernden Smalltalk begonnen, aber man kommt recht zügig zur Sache und hält Besprechungen zeitlich straff und knapp. Amerikanische Präsentationen haben keine große Detailtiefe. Während eines Business-Lunch wird weiter über geschäftliche Themen gesprochen.

US-Amerikaner arbeiten sehr pragmatisch. Sie tun etwas und wollen schnell Resultate sehen. Sie handeln spontan, stellen fest, was gut funktioniert, und konzentrieren sich künftig genau hierauf, während sie andere Ansätze aufgeben, die nicht so gut funktionieren. Amerikaner lassen sich schnell von Ideen begeistern, sind an kurzfristigen Erfolgen interessiert und stellen die Kooperation auch rasch wieder ein, wenn die Erfolge ausbleiben. Sie legen weniger Wert darauf, ob es wissenschaftlich belegte Theorien gibt, die ein bestimmtes Vorgehen nahelegen. Bei neuen Geschäften sehen sie eher die Chancen als die Risiken.

In Deutschland ist das Vorgehen andersherum. Deutsche sehen sich üblicherweise zuerst verfügbare Modelle an, schreiben modellbasierte Konzepte und setzen diese hergeleiteten Konzepte schließlich um. Amerikaner sind viel agiler, weil sie nicht an Konzepten „hängen“, sondern in jedem Moment beobachten, was am besten funktioniert. Sie schwenken schnell auf bessere Ansätze um, während Deutsche stark konzeptverhaftet sind; daraus ergibt sich ein Beharrungsvermögen. Risiken werden ausgiebig untersucht und verdrängen gelegentlich die Chancen. Das kommt bei US-Amerikanern nicht gut an.

Amerikaner sind gute Leaders und bringen hervorragende Individualleistungen hervor. Sie sind aber auch gute Team-Player, sofern im Team klar definiert ist, wer was machen soll. Der respektvolle Umgangston lässt die „hire&fire“-Mentalität der Amerikaner manchmal vergessen.

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