Die spanische Mentalität

Spanier charakterisieren sich durch ihre ausgesprochene Geselligkeit. Im Geschäftsleben zeigen sich Spanier gern professionell. Sie mögen aber auch im Geschäftsleben amüsante Menschen.

Spanier fühlen sich wohl, wenn sie sich im Kreis von Freunden oder im Kreis der Familie befinden. Die Familie hat in Spanien einen hohen Stellenwert. Damit ist nicht nur die Familie im engeren Sinne gemeint, sondern auch entfernte Verwandte sind eingeschlossen. In der Summe können schnell 20 Personen zusammenkommen. Spanische Familien fühlen sich untereinander viel verbundener als Menschen aus anderen europäischen Ländern. Sie unterstützen sich gegenseitig; niemand ist allein. In Spanien zählen Menschen etwas, wenn sie einer Gruppe angehören; Einzelgänger haben es in Spanien schwer. Auch in ihren Entscheidungen richten sie sich daran aus, was für die Gruppe am besten ist.

Schon die Begrüßung mit Spaniern ist herzlicher. Man umarmt sich und schüttelt sich nicht einfach die Hände. Letzteres würden Spanier als distanziert wahrnehmen. Am Telefon melden sich Spanier normalerweise nicht mit ihrem Namen. Sie müssen an der Stimme erkennen oder aus dem Kontext herausfinden, wer Sie anruft. Spanier erwarten, dass Sie sie erkennen.

Spanier sind sehr temperamentvoll, was sich in lautstarken Diskussionen ausdrückt. Anders als Deutsche reden Spanier mit viel Mimik und Gestik. Sie lassen sich besonders auf emotionale Weise motivieren. Sie sind kreativ, setzen sich engagiert für ihre Ideen ein. Dabei sind sie aber auch sehr beweglich.

Spanier klammern sich nicht an Pläne. Sie improvisieren gern und erzielen damit unerwartete, innovative Ergebnisse. Sie arbeiten kreativ und erkennen situativ Chancen, die sie auch nutzen. Deutsche werden wegen ihrer Regelliebe und vergleichsweisen Sturheit von Spaniern gern als Quadratköpfe bezeichnet.

Sie sind gelassen, lassen sich ungern von Deadlines treiben und fangen manchmal recht spät mit Arbeiten an, die sie dann aber rechtzeitig fertigstellen.

Beispiel: Vor den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona waren nicht nur die Austragungsstätten für die sportlichen Wettkämpfe, sondern die gesamte Stadt eine große Baustelle. Bis kurz vor der Eröffnung der Spiele hätte kein Außenstehender gedacht, dass die Vorbereitungen rechtzeitig beendet werden könnten. Und dennoch ist es gelungen. Während der letzten Wochen wurde Tag und Nacht (bei Flood-Licht) gearbeitet. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

Termine können mit Spaniern am besten spontan vereinbart werden, während Deutsche nach Konsultation ihres Terminkalenders Termine mit mehreren Wochen Vorlaufzeit vereinbaren, diese Termine dann aber auch akribisch einhalten. Termine mit Spaniern mit längerem Vorlauf zu vereinbaren, ist eher schwierig. Das sind sie nicht gewohnt.

Allerdings müssen Sie bei Spaniern mit Verspätungen von bis zu 30 Minuten rechnen. Das ist für sie normal; dafür braucht sich kein Spanier zu entschuldigen. Auch geschäftliche Besprechungen mit Spaniern beginnen oft erst verspätet.

Viele Spanier sind nicht gut in Fremdsprachen. Deshalb hilft es Ausländern außerordentlich, wenn sie gut Spanisch sprechen. Mit der Sprache entwickelt sich auch ein Verständnis für die Kultur der Spanier.

Vor Besprechungen trinken Spanier gern mit ihren Geschäftspartnern einen Kaffee, aber nicht in den Räumlichkeiten, in denen dann die Besprechung gehalten werden soll. Diese Zusammenkunft soll das Eis brechen, bevor im Meeting-Raum sachliche Themen besprochen oder verhandelt werden. In Besprechungen werden alle Meinungen gehört, aber am Ende entscheidet einer, der Chef. Hierarchiedenken ist in Spanien noch stark ausgeprägt. Wundern Sie sich nicht, wenn Spanier, mit denen Sie verhandeln, Ihnen am Ende des Gesprächs sagen, dass sie ihren Chef um Freigabe bitten werden. In spanischen Hierarchien sind die Befugnisse des mittleren Managements recht limitiert. Andererseits pflegen Spanier hierarchieübergreifend eine offene Kommunikation, die frei von Standesunterschieden ist.

Geschäftsbeziehungen werden bei Geschäftsessen gefestigt. Währen dieser Geschäftsessen wird nicht über das Geschäft gesprochen. Das Geschäftliche wird erst beim Kaffee am Ende der Zusammenkunft aufgegriffen. Geschäftsabschlüsse werden nach dem Essen vereinbart, nicht vorher.

Spanier äußern viel mehr Emotionen als Deutsche. Sie sind wärmer und herzlicher in der Kommunikation, sprühen laufend Komplimente aus und kommen sich auch physisch beim Sprechen viel näher als Deutsche es gewohnt sind. Berührungen während eines Gesprächs gehören bei Spaniern völlig normal dazu; auch im geschäftlichen Umgang ist das keine Seltenheit. Berührung signalisiert Verbundenheit. Der Komfortabstand ist bei Spaniern deutlich geringer abgesteckt als bei Deutschen.

Kritik werden Sie von Spaniern nicht erhalten, solange Spanier Sie mögen. Wenn sie Sie nicht (mehr) mögen, meiden sie einfach den direkten Kontakt mit Ihnen. Kritisieren Sie auch keinen Spanier. Sie könnten damit seinen Stolz verletzen und ihn dadurch ganz verlieren.

Zwischen Spaniern aus der Nordhälfte und Spaniern aus der Südhälfte des Landes gibt es große Unterschiede. Auf Nordspanier ist Verlass. Sie sind tendenziell bescheiden in ihrem Auftreten und betreiben eher Understatement. Oft ist man überrascht, wieviel sie wissen und was sie können. Sie würden damit aber niemals angeben. Nordspanier sind äußerst loyale Mitarbeiter. Südspanier sind extrovertierter und treten tendenziell selbstbewusst auf. Es schadet aber nichts, die eine oder andere Aussage zu hinterfragen. Im Süden Spaniens sind die Menschen sehr lebensfroh. Klimabedingt meiden Spanier in den heißen Gegenden des Landes, mittags zu arbeiten. Stattdessen machen Sie Siesta bis 17.00 Uhr und arbeiten dann bis in die Abendstunden hinein. Dann trifft man sie aber bis Mitternacht auf den Plätzen an.

Spanier bleiben gern in ihrem eigenen Land. Sie fahren ungern ins Ausland in den Urlaub und meiden auch Geschäftsreisen ins Ausland, wenn möglich.

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